Es gehört zum Programm des Hanauer Vereins der Freunde und Förderer des Historischen Museums Schloss Philippsruhe, regelmäßig für Mitglieder und Interessenten Exkursionen zu anderen Museen in der Region anzubieten. Am 25. Oktober fuhren deshalb 35 Mitglieder und Freunde bei strahlendem Herbstwetter zum neuen Reinhard-Ernst-Museum nach Wiesbaden. Der von den Wiesbadenern scherzhaft „Zuckerwürfel“ genannte weiße Quaderbau des japanischen Architekten Fumihiko Maki an der Wilhemstraße ist schon von außen sehenswert.
Die darin ausgestellten Werke des Sammlers und Philanthropen Reinhard Ernst gehören alle zur Kategorie der abstrakten Kunst und sind zum Teil vom amerikanischen Expressionismus der New York School um Jackson Pollock Mitte des 20. Jahrhunderts beeinflusst. Dieser liebte supergroße Formate für seine Bilder, und so hängen in einigen der Säle auch nur vier bis sechs riesige Werke von einer fesselnden Ausdruckskraft.
Außerdem mehrere dreidimensionale Arbeiten, zu denen sich Frank Stella von Herman Melvilles Roman „Moby Dick“ inspirieren ließ. Andere Höhepunkte sind Gemälde von Tony Cragg, Lee Krasner, Helen Frankenthaler und Katharina Grosse, um nur einige zu nennen. Die beiden fachkundigen Führerinnen berichteten auch, welch „großes Los“ Wiesbaden mit diesem Haus gezogen hat, das als solches schon 100 Millionen Euro gekostet hat, die von Reinhard Ernst gezahlt wurden, der dadurch erreicht hat, dass seine opulente Sammlung nach und nach einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Dazu gehört, dass die Vormittage bis 12 Uhr ausschließlich für den kostenlosen Besuch von Schulkindern zur Verfügung stehen, die dort auch selbst zu Pinsel und Farbe greifen können.
Nach dem Mittagessen setzten die Hanauer Museumsfreunde ihre Exkursion mit einer Fahrt mit der historischen Standseilbahn auf den Neroberg fort, um dort die russisch-orthodoxe Kirche der Heiligen Elisabeth mit ihren fünf feuervergoldeten Kuppeln zu besichtigen. Die Kirche wurde von Adolf von Nassau zu Ehren seiner im Kindbett verstorbenen Ehefrau, der russischen Großfürstin Elisabeth Michailowna Romanowa erbaut und 1855 geweiht. Die Verstorbene und ihr Kind wurden dort auch bestattet. Auch dieses inzwischen alte Wahrzeichen der Stadt fiel den Wiesbadenern sozusagen in den Schoß, denn es wurde von Elisabeths Vater, dem Zaren Nikolaus I, aus der Mitgift bezahlt.
Voller vielfältiger Eindrücke kehrte die Gruppe hochzufrieden gegen Abend nach Hanau zurück.