Zukunftsweisendes Fachwerkbauen
Wer sein Fachwerkhaus renovieren oder eines, das ihm gefällt, erwerben möchte, sollte erst einmal in das Freilichtmuseum Hessenpark gehen und sich dort das Ende Mai 2024 fertiggestellte „Fachwerk-Musterhaus für Energieeffizienz und zeitgemäßes Wohnen“ gründlich anschauen. Dies ist das Fazit des Vortrags des Denkmalpflegers und Kunsthistorikers Karl Eberhard Feußner vor dem Museumstreff am 20. Juni 2024 im Historischen Museum Schloss Philippsruhe.
Feußner, der als Experte für Fachwerkbauten im Hessenpark tätig ist und führend an dem Projekt Musterhaus mitgearbeitet hat, stellte den Anwesenden das aus einem Bäckereigebäude in Radheim im Odenwald hervorgegangene Haus anhand zahlreicher Bilddetails vor. Beim Wieder- oder besser Neu-Aufbau dieses Hauses im Hessenpark ging es darum, den historischen Charakter und die Reste vorhandener Originalteile in ein neues Konzept zu integrieren, in dessen Zentrum innovative Dämmtechniken, ein modernes Heizsystem und nachhaltige Materialien standen.
Wer das Haus von außen sieht und es betritt, kann genau verfolgen, wo und wie Altes und Neues mit einander verbunden wurden. Das ermöglicht, einerseits die Modernität der historischen Bauweise mit Fachwerk selbst zu erleben. Andererseits für eventuelle eigene Renovierungspläne zu sehen, wie fachgerecht, sensibel und substanzschonend modernisiert werden kann, um eine nachhaltige und komfortable Wohnalternative zu Neubauten zu schaffen. Hierfür ist auch von Bedeutung, dass der Innenbereich großzügiger gestaltet und mit einer Art Wintergarten versehen wurde, den es im Original nicht gegeben hatte, was die Zuhörer ein wenig verwunderte. Aber es ging bei dem Projekt nicht um Denkmalschutz, sondern darum zu zeigen, wie eine traditionelle Bautechnik, eben das Fachwerk, mit nachhaltigen Werkstoffen kombiniert werden kann. Ein besonderer Lerneffekt für Besucher des Hessenparks kann entstehen, wenn sie in einem „Garten der Bauteile“ in unmittelbarer Nähe des Musterhauses energieeffizienten Heiz- und Dämmelementen „zum Anfassen“ begegnen. Die vielen Nachfragen aus dem Kreis des Museumstreffs ließen ein großes Interesse der Teilnehmenden an diesem zukunftsweisenden Projekt erkennen, das sicher mancher beim nächsten Besuch des Hessenparks im Original kennenlernen will.
