Am 17. August durften sich zahlreiche Mitglieder des Vereins der Freunde und Förderer des Historischen Museums Schloss Philippsruhe über eine Sonderführung im Hessischen Puppen- und Spielzeugmuseum in Wilhelmsbad freuen. Dieses Museum, einst aus der privaten Puppensammlung der im Februar 2023 im Alter von 100 Jahren verstorbenen Gertrud Rosemann hervorgegangen, feiert Ende August sein 40jähriges Bestehen. Es hat sich seither immer wieder verändert, kann aber aufgrund der räumlichen Verhältnisse im Arkadenbau seine systematischen Schauräume nicht vermehren, erklärte Dr. Victoria Asschenfeldt. Um aus dieser Not eine Tugend zu machen, so die Leiterin des Museums weiter, habe man jetzt eine „Wunderkammer“ eingerichtet, in deren Vitrinen und Schränken eine bunte Vielfalt von Spielsachen zu finden und aktiv zu benutzen ist. Jedes Stück hat seine eigene Geschichte, aber die – vor allem jungen – Besucherinnen und Besucher werden eingeladen, sich ein oder mehrere Stücke herauszunehmen und in einen Karton selbst auszustellen, eine eigene Geschichte dazu auf einen Zettel zu schreiben, den sie dann dem Spielzeug beifügen und fotografieren und mit nach Hause nehmen oder ins Netz stellen können. Die ersten Monate seit Eröffnung der Wunderkammer hätten schon gezeigt, wie viel Fantasie und Kreativität hier freigesetzt werde, sagte Frau Dr. Asschenfeldt.
Im zweiten Teil der Sonderführung entführte der Kustos der Abteilung für Blechspielzeug Joachim Wiebel die meisten Mitglieder der Vereinsgruppe zurück in ihre eigene Kindheit, als in den ersten Nachkriegsjahrzehnten aufziehbare Autos über blecherne Straßen ihre Runden drehten oder zwei Lokomotiven abwechselnd mit Waggons rangierten oder rhythmisch trommelnde Figuren an Weihnachten den erwachsenen Familienmitgliedern oftmals den letzten Nerv kosteten. Besonders beeindruckend war ein blechernes Rollfeld mit einem Flugzeug, das tatsächlich abheben und landen konnte, wenn man die richtigen Knöpfe bediente. Dieses vielfältige, aus gestanztem und bunt bedrucktem Metallblech bestehende und mit einfachen Mechanismen ausgestattete Spielzeug geriet aus der Mode, als immer mehr und in der Massenproduktion immer billigere Plastikspielsachen auf den Markt kamen, erläuterte Herr Wiebel. Insofern ist es gut, dass hier in Wilhelmsbad ein Ort ist, an dem auch Ältere in Erinnerungen schwelgen können, wenn sie nach dem Ausstellungsbesuch im Museumscafé bei Kaffee und Kuchen zusammensitzen, wie dies auch die Gruppe des Museumsvereins tat.
Berthold Meyer